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Authors:
Rohatsch, Nadine 
Document type:
Dissertation / Thesis 
Title:
Marktdisziplin im Finanzsektor 
Subtitle:
Eine empirische Analyse disziplinierender Reaktionen von Aktionären auf die Berichterstattung von Versicherungsunternehmen nach der Einführung von Solvency II 
Advisor:
Hartung, Thomas, Univ.-Prof. Dr. 
Referee:
Hartung, Thomas, Univ.-Prof. Dr.; Schüler, Andreas, Univ.-Prof. Dr. 
Date oral examination:
06.11.2024 
Publication date:
07.01.2025 
Year:
2024 
Pages (Book):
xix, 335 
Language:
Deutsch 
Subject:
Versicherungsbetrieb ; Markteffizienz ; Europäische Union, Richtlinie betreffend die Aufnahme und Ausübung der Versicherungs- und der Rückversicherungstätigkeit (Solvabilität II) ; Geschäftsbericht ; Versicherungsaufsicht ; Signifikanztest ; Liquidität ; Berichterstattung 
Keywords:
Marktdisziplin; market discipline; Solvency II; Solvenz; Solvency and Financial Condition Report; SFCR; Annual Report; Geschäftsbericht; Insurer Financial Strength Rating; Versicherungsaufsicht; EU-Richtlinie; Ereignisstudie; event study; Heatmap; Kursreaktion; Marktreaktion; market reaction; investor relations; Berichterstattung; Signifikanztest; significance test; Solvenzberichterstattung 
Abstract:
Market discipline is a cornerstone of the regulatory framework Solvency II, introduced for insurance companies in the European Union in 2016. Key prerequisites for the effectiveness of market discipline are efficient capital markets and transparency, which Solvency and Financial Condition Reports (SFCRs) are intended to promote. Given the substantial efforts required by insurers to comply with increased disclosure obligations and by capital market participants to process this information, a critical evaluation of the benefits and the extent to which Solvency II achieves its objectives is urgently needed. This dissertation employs event study methodology to assess the informational value of SFCRs for shareholders of insurance companies over a five-year period (2017-2021). It distinguishes between insurers with particularly high, low, increasing, and decreasing solvency ratios. The analysis of unadjusted solvency ratios - calculated without volatility adjustments or transitional measures - provides additional insights. A comparison with market reactions to disclosures on assets, financials, and earnings (e.g., quarterly, half-yearly, preliminary, and annual reports) as well as insurer financial strength ratings facilitates a comprehensive evaluation of capital market efficiency in the insurance sector and its implications for market discipline. Furthermore, this dissertation critically examines event study methodology, focusing on challenges such as event date clustering, contaminating events, and significance testing procedures. Special attention is given to the temporal dynamics of abnormal returns - both within event windows and across the years studied - which necessitate the development of novel analytical methods. For instance, the new metric "time to first significant reaction" is introduced. Additionally, heatmaps are used to visualize and assess the significance of abnormal returns across multiple time intervals and periods. The findings reveal substantial variation in the strength and direction of capital market reactions to solvency reports. Notably, significant abnormal returns often emerge three to four weeks after publication. Differences compared to prior studies highlight the sensitivity of results to sample composition and methodological choices. While negative abnormal returns are predominantly observed following annual report releases, quarterly and half-yearly reports tend to trigger significant, asymmetric, and rapid reactions, frequently on the event day itself. More pronounced price movements are observed around rating upgrades and downgrades than following the publication of SFCRs. Overall, the results point to at least weak market discipline, suggesting that the integration of market discipline with regulatory oversight in Solvency II represents a critical step toward ensuring the long-term stability and efficiency of the insurance market. Despite their limitations, SFCRs remain an essential tool for fostering transparency and market discipline. Simplifying their complexity may further enhance their effectiveness. Marktdisziplin ist ein zentraler Bestandteil des im Jahr 2016 für Versicherungsunternehmen in der Europäischen Union eingeführten Regulierungsstandards Solvency II. Wesentliche Voraussetzungen für eine funktionierende Marktdisziplin sind die Effizienz der Kapitalmärkte und Transparenz, die durch die Veröffentlichung von Solvency and Financial Condition Reports (SFCRs) erreicht werden soll. Angesichts des erheblichen Aufwands, der Versicherern durch die zunehmenden Offenlegungspflichten entsteht, sowie des Aufwands, den Kapitalmarktteilnehmer betreiben müssen, um diese Informationen zu verarbeiten, ist eine Überprüfung des potenziellen Nutzens und Zielerreichungsgrades von Solvency II dringend erforderlich.
Die vorliegende Dissertation verwendet Ereignisstudien, um den Informationswert von SFCRs für Aktionäre von Versicherungsunternehmen über einen Zeitraum von fünf Jahren (2017 - 2021) zu messen. Dabei wird zwischen Versicherern mit besonders hohen bzw. niedrigen und steigenden bzw. fallenden Solvenzquoten unterschieden. Die Analyse unadjustierter Solvenzquoten, die ohne Volatilitätsanpassungen und Übergangsmaßnahmen ermittelt werden, liefert zusätzliche Erkenntnisse. Ein Vergleich mit Marktreaktionen auf die Berichterstattung über die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage (Quartals- und Halbjahresberichte, vorläufige Berichte, Geschäftsberichte) sowie auf Insurer Financial Strength Ratings ermöglicht eine umfassende Beurteilung der Effizienz der Kapitalmärkte im Versicherungssektor und der daraus resultierenden Marktdisziplin. Darüber hinaus befasst sich die vorliegende Dissertation kritisch mit der Ereignisstudienmethodik, insbesondere im Hinblick auf Event Date Clustering, kontaminierende Ereignisse und Verfahren zur Signifikanztestung. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf den zeitlichen Verläufen der abnormalen Renditen - sowohl innerhalb der Ereignisfenster als auch über die betrachteten Jahre hinweg - was die Entwicklung neuer Methoden für die Analyse und Interpretation der Ergebnisse erfordert. So wird die "Dauer bis zur ersten signifikanten Reaktion" als neue Kennzahl eingeführt. Zusätzlich erlauben Heatmaps eine Beurteilung und Visualisierung der Signifikanz abnormaler Renditen über zahlreiche Zeitintervalle und mehrere Perioden hinweg. Die Ergebnisse zeigen erhebliche Variationen in der Stärke und Richtung der Kapitalmarktreaktionen auf Solvenzberichte. Signifikante abnormale Renditen treten zudem häufig erst drei bis vier Wochen nach der Veröffentlichung auf. Unterschiede zu früheren Studien deuten darauf hin, dass die Ergebnisse empfindlich auf die Zusammensetzung der Stichproben und die Wahl der Methoden reagieren. Während nach der Veröffentlichung von Geschäftsberichten überwiegend negative abnormale Renditen beobachtet werden, führen Quartals- und Halbjahresberichte zu signifikanten, asymmetrischen, schnellen Reaktionen, oft bereits am Ereignistag. Auch im Umfeld von Ratingherauf- und -herabstufungen sind stärkere Kursbewegungen zu beobachten als nach der Veröffentlichung von SFCRs. Insgesamt weisen die Ergebnisse auf eine zumindest schwach ausgeprägte Marktdisziplin hin. Deshalb ist die Kombination von Marktdisziplin mit regulatorischen Eingriffen im Rahmen von Solvency II ein entscheidender Schritt, um die langfristige Stabilität und Effizienz der Versicherungsmärkte zu gewährleisten. Trotz ihrer Schwächen sind SFCRs ein wesentliches Instrument zur Förderung von Transparenz und Marktdisziplin. Eine Reduktion ihrer Komplexität könnte ihre Wirksamkeit weiter erhöhen. 
DDC notation:
368.0065 
Department:
Fakultät für Wirtschafts- und Organisationswissenschaften 
Institute:
WOW 3 - Finance & Accounting 
Chair:
Hartung, Thomas 
Open Access yes or no?:
Ja / Yes