Problemstellung: Aus trainingswissenschaftlicher Sicht ist die Grundlage für eine fundierte Trainingsplanung die Kenntnis über das spezifische körperliche Belastungsprofil. Gemäß dem Prinzip der zielgerichteten Trainingsbelastung können hierdurch Beanspruchungen im Sinne des Trainingsziels hervorgerufen werden. Im beruflichen Kontext finden tätigkeitsspezifische Trainingsempfehlungen bisher nur vereinzelt Anwendung, obwohl der Bedarf an spezifischer Arbeitsfitness bzw. tätigkeitsspezifischer Leistungsbereitschaft aufgrund des demografischen Wandels und des reduzierten Bewegungsverhaltens zunimmt. Bisher fehlt ein standardisiertes Erhebungsinstrument zum Screening von körperlichen, tätigkeitsspezifischen Belastungsprofilen. Zielsetzung: Ziel der vorliegenden Arbeit ist die Entwicklung und Evaluation eines Erhebungsinstrumentes zum Screening von tätigkeitsspezifischen, körperlichen Belastungsprofilen. Hiermit soll eine Grundlage für zielgerichtetes, an den identifizierten Arbeitsbe-lastungen orientiertes und damit tätigkeitsspezifisches Training generiert werden. Methodik: Der anwendungsorientierte Forschungsprozess wird unter Durchführung von drei Vorstudien und vier Evaluationsstudien aufeinander auf-bauend in drei Phasen - Explorations-, Konstruktions- und Evaluationsphase - durchlaufen. Vorstudie 1: Mit dem Ziel der Identifizierung von Erhebungsinstrumenten wird eine systematische Literaturanalyse über die Erhebung von tätigkeitsspezifischen, körperlichen Belastungsprofilen am Arbeitsplatz durchgeführt. Vorstudie 2: Durch eine Erkundungsstudie zur explorativen Merkmalsanalyse erfolgt die Operationalisierung von Beobachtungsmerkmalen. Vorstudie 3: Screening-Instrument Version 1.0 wird entwickelt und bei einer explorativen Beobachtungsstudie (n = 54) einer Anwendungsanalyse unterzogen. Evaluationsstudie 1: Weiterentwicklung des Screening-Instrumentes zu Version 2.0 und Durchführung einer Beobachtungsstudie (n = 75) zur Anwendungs- und Itemanalyse. Aufgrund eines aufgezeigten Revisionsbedarfs erfolgt die Weiterentwicklung des Screening-Instrumentes zu Version 2.1. Evaluationsstudie 2: Anhand eines Expertenratings werden unabhängige Expertenurteile (T1 = 123, T2 = 34) zur Beurteilung der Belastung von Körperbereichen durch grundlegende Körperpositionen und Fertigkeiten erhoben. Diese Urteile dienen im Rahmen der Auswertungsstrategie des Screening-Instrumentes als Basis für ein Skalierungsverfahren. Evaluationsstudie 3: Zur testtheoretischen Analyse des Screening-Instrumentes Version 2.1 erfolgen Einzelbeobachtungen (n = 799) und abhängige Doppelanalysen (n = 53) im Feld. Evaluationsstudie 4: Weiterführende testtheoretische Analyse des Screening-Instrumentes Version 2.1 durch eine Feldstudie mit 44 Beobachtungssequenzen inklusive abhängiger Doppelanalysen, simulierter Doppelanalysen und abhängiger Wiederholungsanalysen. Für die Konstrukt- und Kriteriumsvalidierung finden neben den Fremdbeobachtungen zusätzlich Selbstbeobachtungen und Beurteilungen von Körperpositionen Anwendung. Zurückgelegte Strecke, Fortbewegungsgeschwindigkeiten, Herzfrequenzen und Anstrengungsempfinden bilden externe Vergleichsparameter. Ergebnisse: Mithilfe des Screening-Instrumentes Version 2.1 können körperliche Belastungen am zivilen und militärischen Arbeitsplatz erfasst werden. Die testtheoretische Analyse weist auf mittlere Beobachter- und Beurteilerübereinstimmungen, hohe Test-Retest-Reliabilitäten sowie teilweise zufriedenstellende, aber auch revisionserfordernde Validitätsaspekte hin. Limitierende Kernaspekte des Screening-Instrumentes sind 1) die Erfassung des Belastungsmerkmals „Zusatzgewicht“ durch Ausrüstungsgegenstände und Materialien sowie 2) insgesamt die Abstraktionsebene der erhobenen Belastungsprofile.
Fazit: Das in der vorliegenden anwendungsorientierten Arbeit entwickelte und evaluierte Screening-Instrument kann aufgrund der detailliert dargestellten Konstruktions- und Evaluationsstrategien sowohl in der wissenschaftlichen Forschung als auch in der angewandten Praxis eingesetzt werden. Die Ergebnisse der testtheoretischen Analyse weisen darauf hin, dass der Revisionsprozess noch nicht abgeschlossen zu sein scheint. Die mit dem Instrument erhobenen Belastungsprofile können einen Beitrag dazu leisten, eine tätigkeitspezifische Fitness auf Abstraktionsebene zu charakterisieren und zielgerichtete Trainingsprogramme zu entwickeln. Die aufgezeigten Herausforderungen beim Screening von körperlichen, tätigkeitsspezifischen Belastungsprofilen, insbesondere die Limitierungen durch Anwendung der Beobachtungsmethode, liefern einen Beitrag für zukünftige Entwicklungen von Erhebungsinstrumenten.
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