Im Rahmen der vorliegenden Arbeit wurde das Trag- und Verformungsverhalten von Betondübeln sowohl unter ruhender als auch unter zyklischer Lasteinwirkung untersucht. Die Vorgehensweise und der Umfang der experimentellen Forschungsaktivitäten lässt eine Gliederung in drei separate Schwerpunkte zu. Im Mittelpunkt des ersten Untersuchungskomplexes stand das lokale Trag- und Verformungsverhalten unter ruhender Belastung. Aufbauend auf Publikationen von experimentellen Untersuchungen zur Betondübelthematik konnte ergänzt durch ein eigenes Versuchsprogramm mit Push-Out-Versuchen, in dessen Konzeption gezielt unvollständig geklärte Einflussparameter betrachtet wurden, ein geschlossenes Berechnungs- und Nachweiskonzept entwickelt werden. Gestützt auf experimentell bestätigte mechanische Trag- bzw. Versagensmodelle besteht das Nachweisformat aus drei unabhängigen Bestimmungsgleichungen, deren kleinster Wert das abgesicherte Tragvermögen eines Betondübels repräsentiert. Neben der Beanspruchbarkeit konnte für die vorhandene Grundgesamtheit auch das Verformungsverhalten durch Berechnungsgleichungen abgebildet werden. Eine Erweiterung des Anwendungsspektrums auf den Bereich des hochfesten Betons war möglich. Mit dem Grundgedanken, der Betondübeltechnologie auch den Einsatzbereich des Brückenbaus und anderer Bauwerke unter nicht vorwiegend ruhender Belastung zu erschließen, wurden insgesamt 17 Push-Out-Versuche unter zyklischer Belastung im Druck-Schwellbereich durchgeführt. Mit projektierten Oberlasten nahe der quasistatischen Beanspruchbarkeit und maximal bis zu 7,5 Millionen Lastspielzahlen konnte für Betondübel mit mittleren Ausnehmungsbreiten von 70 mm ein ausgesprochen günstiges Ermüdungsverhalten festgestellt werden. Bedingt durch den Kerbeinfluss von Ausnehmungen mit stetig gekrümmten Umrandungen lagen für ein gebrauchslastrelevantes Lastspektrum keine Ermüdungsbrüche vor. Anhand der gewonnenen experimentellen Erkenntnisse aus ein- und mehrstufigen Lastkollektiven wurde bei konstanter Einwirkungskonfiguration ein regelmäßiges Fortschreiten der Relativverschiebungen zwischen den Verbundpartnern erkannt. Ein Berechnungskonzept mit einer Akkumulation des rechnerischen Schlupffortschritts für diskrete Einwirkungsstufen gestattet eine Bestimmung der Relativverschiebungen in Abhängigkeit von der Belastungsdauer. Da bei den Versuchen unter der zyklischen Einwirkung keine nennenswerte Rissbildung zu verzeichnen war und das stastische Resttragvermögen nach dynamischer Belastung keiner Einschränkung gegenüber dem statischen Versuch unterlag, ist weniger der Bruchnachweis als mehr eine Überprüfung der Verträglichkeit der Verformungen erforderlich. Unter Berücksichtigung der Erkenntnisse zum lokalen Trag- und Verformungsverhalten von Betondübeln wurden im dritten Themenschwerpunkt globale Betrachtungen anhand von Verbundträgern mit Betondübeln vorgenommen. Aufgrund der Affinität zwischen den Dübelkennlinien von Betondübeln und Kopfbolzendübeln konzentriert sich die Bearbeitung auf den bisher wenig erforschten Bereich der filigranen Verbundträger unter Verwendung eines obergurtlosen Stahlprofils. Eine kombinierte Vorgehensweise aus experimentellen Untersuchungen und numerischen Analysen nach der Methode der finiten Elemente bildet die Grundlage zur systematischen Bewertung der Einflussparameter und zur Formulierung von Anwendungsregeln, die insbesondere die Anordnung der Verbundmittel über die Trägerlänge betreffen.
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