Propagandistische Einflussnahme auf definierte Zielgruppen ist seit jeher eine Begleiterscheinung von Krisen, Konflikten und Kriegen. Mit der Modernisierung wurde die Kriegspropaganda zu Beginn des 20sten Jahrhunderts zunehmend institutionalisiert und professionalisiert. Wohingegen die klassische Propaganda im Grunde ausschließlich auf der politisch-diplomatischen Ebene agitierte, finden sich heute selbst innerhalb der Streitkräfte Spezialtruppen, die mit Hilfe eigener Massenmedien den psychologischen Kampf führen. Zudem haben sich die Formen der Einflussnahme auf die öffentliche Berichterstattung und das öffentliche Mediensystem insgesamt intensiviert, was die ehemals negative Zensur in eine positive transformierte. Die Einflussnahme auf das Denken, Fühlen und Handeln mit Hilfe kommunikativer Mittel und Methoden ist ein unverzichtbarer Bestandteil des Krisenmanagements und der Kriegführung geworden, von der politischen über die strategische bis hin zur operativ-taktischen Ebene. Informations- und Medienhoheit sind entscheidende Erfolgsfaktoren. Wer das Propagandaprinzip verstehen will, muss die funktionalen und komplexen Strukturen identifizieren und die Zusammenhänge kennen. Die rasante Entwicklung der Informations- und Kommunikationstechnologien ermöglicht eine umfassende, massen- und multimediale Einflussnahme auf bestimmte Zielgruppen, die zunehmend genauer erfasst werden können, wodurch sich die Wirksamkeit potenziert. Gleichzeitig wird über die öffentliche Kommunikation ein globales Weltbild mittels massenmedialer Kommunikation entwickelt, was den Schluss zulässt, dass unser Bild von der Welt in letzter Konsequenz ein medial konstruiertes sein muss. Der Wahrheitsbegriff wird dabei obsolet und vollkommen relativ. Als Wahrheit gilt oftmals nur noch die mediale Projektion von Wirklichkeit, die sich nicht einmal mehr auf die Ereignisrealität beziehen muss, sondern sich auch der Fiktion bedient, ohne dabei ihren Wahrheitsanspruch einzubüßen. Der Propagandist versucht hierbei, mit Hilfe kommunikativer Mittel und Methoden massenwirksam an den Wirklichkeitsentwürfen einer Zielgruppe anzusetzen und deren Wahrnehmung im Sinne eines Reframings zu verschieben. Grundelemente sind dabei stets die starke Uniperspektivierung bei einer gleichzeitigen Förderung der Selektivität in der Wahrnehmung, was letztlich zu einem - im Grunde wirklichkeitsfremden - bipolaren Bewertungssystem führt, das in der Lebenswelt des Rezipienten dennoch Bestand hat, da es sich als viabel zeigt. Die Propaganda versteht es, die Komplexität und Unübersichtlichkeit der überinformierten Welt im Sinne der eigenen Interessen für die Zielgruppe zu ordnen und führt eine vermeintlich logische Argumentation, die ohne hohen kognitiven Aufwand nachvollziehbar ist. Der Wahrheitsbegriff spielt für den Propagandisten nur insofern eine Rolle, da von ihm die Glaubwürdigkeit und damit Wirksamkeit abhängt. Der Mensch mag sich im vielfältigen und unüberschaubaren, grenzen- und tabulosen Informationsraum freier fühlen - vielleicht auch aufgeklärter - doch letztlich bleibt es bei dem Gefühl, und wir haben in den hochtechnisierten Informations- und Kommunikationsstrukturen die Dimension des informativen Verlorenseins bereits erreicht. Daraus resultiert ein Relevanz-, Selektivitäts- und Kontextproblem, das in einem Wirklichkeitsproblem endet. Zwischen Mensch und Ereignisrealität steht zunehmend eine massenmedial erzeugte, vormedial gestützte und geplant manipulative Propagandamauer, die sich - zumeist unentdeckt - in gewohnt unterhaltsamer Art und Weise in die entertainisierte Medienoberfläche integriert. Sie zu identifizieren, hinter sie zu blicken und mit kritischem Verstand die komplexen Propagandamuster zu erkennen, ist eine Herausforderung, der sich insbesondere die Medienpädagogik in ihrer Bildungspraxis stellen muss.
«Propagandistische Einflussnahme auf definierte Zielgruppen ist seit jeher eine Begleiterscheinung von Krisen, Konflikten und Kriegen. Mit der Modernisierung wurde die Kriegspropaganda zu Beginn des 20sten Jahrhunderts zunehmend institutionalisiert und professionalisiert. Wohingegen die klassische Propaganda im Grunde ausschließlich auf der politisch-diplomatischen Ebene agitierte, finden sich heute selbst innerhalb der Streitkräfte Spezialtruppen, die mit Hilfe eigener Massenmedien den psycholog...
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