Öffentliche, komplexe Beschaffungsprojekte sind gekennzeichnet durch eine Vielzahl von Schnittstellen, hohe Kosten uvm. Öffentliche Auftraggeber sind besonders durch die häufige Verfehlung der Projektziele in die Aufmerksamkeit der Medien geraten. Das aktuell prominenteste Beispiel ist die 2. Stammstrecke in München. Bei den zuvor genannten Kennzeichen handelt es sich im weiteren Sinne um Risiken, die haushaltsrechtlich nicht in einem Budget berücksichtigt werden dürfen. Dies ist der Gesellschaft häufig nicht bewusst. In Deutschland werden Risiken zwar oft wahrgenommen, aber ablehnend betrachtet oder für nicht relevant gehalten. Andere Länder wie z.B. die USA haben ein höheres Bewusstsein für Risiken. Sie arbeiten bereits proaktiv mit Risiken und sehen Risiko Management als einen der Erfolgsfaktoren für komplexe Projekte.
Die rechtlichen Rahmenbedingungen für öffentliche Auftraggeber enthalten hohe Restriktionen bzgl. Risken und Vereinbarung von Verträgen. Aufgrund dieser Vorgaben, werden häufig traditionelle Vertragsformen wie z.B. Einheitspreisverträge verwendet. Durch die Wechselwirkung zwischen den Projektbeteiligten, wird bei Projekten mit diesen Vertragsformen eine partnerschaftliche Zusammenarbeit verhindert. Die Angleichung des Zielsystems zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer wird erschwert. Diese lässt sich weitergehend mit der Prinzipal-Agent Theorie aus der neuen Institutionenökonomie beschreiben. Bei einem Einheitspreisvertrag besteht die Gefahr des Auftraggebers in der Chance des Auftragnehmers, somit ist eine Angleichung der Ziele nicht möglich. Anreizverträge setzen genau an dieser Zieldivergenz an und bieten die Grundlage, die Ziele der Projektbeteiligten anzugleichen. Dabei ist jedes Ziel eines Projektes mit einem Risiko verbunden und jedes Risiko bildet wiederum einen Anreiz. Aus diesem Grund ist eine besondere Betrachtung der Risiken für jedes Projekt essentiell. Die Risiken müssen dabei transparent gemacht werden und exakt ausgearbeitet werden, um einen realistischen Anreizvertrag, an dem alle Beteiligten Partizipieren, gestalten zu können.
Um das Bewusstsein für Risiken, die Anwendung von Anreizverträgen und die rechtlichen Restriktionen zu verdeutlichen, wurde das Forschungsprojekt Digital Performance Contracting Competence Center von dtec.bw initiiert. Dabei wird mittels eines Software-Tools, eines Knowledge-Pools und der physischen Ausgestaltung eines Kompetenzzentrums öffentlichen Auftraggebern eine Möglichkeit geboten, sich mit der Thematik im Detail auseinander zu setzen. Folglich können sie Risiken identifizieren und analysieren sowie den für sie passenden Vertrag für ihr Beschaffungsprojekt entwerfen. Der Prozess wird digital geführt.
Dieser Beitrag soll die Relevanz, den Umgang mit Risiken und Einsatzmöglichkeiten von Risiko Management, im Rahmen von öffentlichen Beschaffungsprojekten, aufzeigen. Außerdem wird aufgezeigt, dass nur durch ein gemeinsames Management der Risiken eine partnerschaftliche Arbeit ermöglicht. Abschließend werden die rechtlichen Rahmenbedingungen verdeutlicht und welche Anpassungen helfen würden, Risiken in der Budgetplanung und damit die Applikation von Anreizverträgen zu vereinfachen.
«Öffentliche, komplexe Beschaffungsprojekte sind gekennzeichnet durch eine Vielzahl von Schnittstellen, hohe Kosten uvm. Öffentliche Auftraggeber sind besonders durch die häufige Verfehlung der Projektziele in die Aufmerksamkeit der Medien geraten. Das aktuell prominenteste Beispiel ist die 2. Stammstrecke in München. Bei den zuvor genannten Kennzeichen handelt es sich im weiteren Sinne um Risiken, die haushaltsrechtlich nicht in einem Budget berücksichtigt werden dürfen. Dies ist der Gesellschaf...
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