Zusammenfassung: Die Idee eines staatlich geförderten sozialen Aufstiegs durch Bildung ist kein Produkt des 20. Jahrhunderts, sondern lässt sich bis zur Pauperismusdebatte der 1830er und 1840er Jahre zurückverfolgen. Dieser Beitrag zeichnet den Wandel meritokratischer Gesellschaftsmodelle in Deutschland nach und zeigt, wie die Vorstellung des Bildungssystems als Motor sozialer Mobilität entstand. Mangelnde Aufstiegschancen für Personen aus den unteren Schichten wurden erstmals im Kontext der Pauperismusdebatte von Liberalen als politisches Problem wahrgenommen. Arbeitern, die sich den Normen bürgerlicher Respektabilität anpassten, sollte der Weg aus Besitzlosigkeit und Lohnabhängigkeit zu bürgerlicher Selbständigkeit auf Basis eines kleinen Gewerbes oder eines Bildungsberufs eröffnet werden. Ausgehend von einem bildungsbürgerlichen Erfahrungshorizont und anknüpfend an beschränkte, aber reale Aufstiegsmöglichkeiten entstand die Vorstellung des Bildungssystems als Aufstiegskanal. Mit der Einheitsschulbewegung konzentrierte sich die Debatte um Aufstiegschancen gegen Ende des 19. Jahrhunderts zunehmend auf die soziale Öffnung des höheren Schulwesens. Seit dem Ersten Weltkrieg wurde die Ausschöpfung der nationalen Begabungsreserven als Notwenigkeit im wirtschaftlichen und machtpolitischen Konkurrenzkampf der Nationen begriffen. Sobald allerdings erste Schritte zur sozialen Öffnung des Bildungssystems unternommen wurden, trat das Problem der „Auslese“ in den Fokus.
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